Bayerischer Wald

 

Die Auswirkung der Pandemie auf die Zeitarbeit

Erschienen am 01.04.2020 um 08:36 Uhr

Die Auswirkung der Pandemie auf die Zeitarbeit

Die Zeitarbeit bleibt eine wichtige Branche in Deutschland - auch in Zeiten der Krise. Beim bisherigen Höchststand des Anteils der Zeitarbeitnehmer an der Gesamtzahl der Beschäftigten waren im November 2017 über eine Million Menschen in Deutschland in der Zeitarbeit beschäftigt. Seither ist ein kontinuierlicher Rückgang zu beobachten, zuletzt um 10% zwischen Ende 2018 und 2019. Derzeit sind übers Jahr gerechnet etwa 800.000 Menschen in der Zeitarbeit tätig. Genauere Zahlen sind immer erst im Jahresdurchschnitt verfügbar. Die Zeitarbeit bietet eine wichtige Anschlussmöglichkeit an den Arbeitsmarkt, von der vor allem Arbeitslose und Migranten profitieren. Für andere Arbeitnehmer erhöht sich mit der Zeitarbeit die persönliche Flexibilität oder man verschafft sich in relativ kurzer Zeit breite Branchenkenntnisse. Jedoch stellt die Zeitarbeit immer auch ein Barometer für die Beschäftigungssituation im Land dar. Veränderungen zeigen sich hier häufig zuerst. Was bedeutet das in Zeiten von Corona oder genauer gesagt des Ausbreitens der Pandemie mit dem SARS-CoV-2 Erreger?

Kurzarbeitergeld auch für die Zeitarbeitsbranche

Zunächst einmal zeigt ein Beschluss der Bundesregierung, dass die Zeitarbeit nicht nur in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, sondern dass die Bedürfnisse der Branche und ihrer Beschäftigten ernst genommen werden. Die Hürden für die Beantragung und Gewährung des Kurzarbeitergeldes sind nicht nur für die Betriebe generell gesenkt worden. Genau wie in der letzten Finanzkrise ist das Kurzarbeitergeld auch für längere Zeiträume ebenfalls wieder für die Beschäftigten der Zeitarbeit freigegeben worden - und zwar rückwirkend mit Beginn 1.3.2020. Das bedeutet eine Auszahlung von 60% des Nettolohns durch die Bundesagentur für Arbeit und die Übernahme der Sozialbeiträge für die ausgefallenen Arbeitsstunden. Zudem ist dieses Mittel jetzt bereits verfügbar, wenn nur 10% der Arbeitnehmer durch den Arbeitsausfall betroffen sind. Bislang galt die Regelung erst ab einem Schnitt von 33%. Das dürfte speziell für die Zeitarbeit von besonderer Bedeutung sein. Denn gerade in den Branchen, die besonders von der Krise betroffen sind, ist der Anteil der Arbeitnehmer aus der Zeitarbeit überdurchschnittlich groß. Die Gastronomie, die Logistik, der Messebau und das Veranstaltungsmanagement sind neben dem Tourismus schon jetzt stark betroffen. Auch wenn die Stammbelegschaft mit dem Einsatz des Kurzarbeitergeldes gehalten werden kann, die Nachfrage nach Zeitarbeit bricht ein.

Die Bemühungen der Verbände der Zeitarbeitgeber

Natürlich müssen auch die beiden großen Verbände der Arbeitgeber in der Zeitarbeit auf die neue Situation reagieren. Der IGZ (Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen) und der BAP (Bundesverband der Arbeitgeber in der Zeitarbeit) haben ihre zuletzt anstehenden Kongresse auf November verschoben (BAP) oder ganz abgesagt (IGZ). Die mehreren tausend Personaldienstleister, die jeweils bei den beiden Verbänden organisiert sind, werden durch ausführliche Merkblätter und Sonderausgaben über die Auswirkungen der Krise informiert. Dazu gehören Tipps und Hinweise für ein angemessenes Verhalten, wie eben bei allen anderen Unternehmerverbänden auch. Für viele Unternehmen in der Zeitarbeit stellen z.B. die im Mai anstehenden jährlichen Beiträge für die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) einen besonderen Posten dar, der bei einbrechenden Einnahmen schnell zu einer gefährlichen Belastung werden kann. Zwar hat die VBG für wirtschaftliche Krisenlagen, die nicht vom Unternehmen verschuldet sind, schon früher die Möglichkeit von Ratenzahlungen in den Raum gestellt. Doch wünschen sich die Verbände der Zeitarbeit für die jetzige Phase ein größeres Entgegenkommen. In einem Schreiben des IGZ wird an die VBG appelliert in diesen Zeiten die Möglichkeit von Beitragssenkungen und Stundungen wohlwollend zu prüfen, da die Existenz vieler Unternehmen auf dem Spiel stehe. Aus Kreisen der Sozialversicherungsträger wurde laut DPA vermeldet, dass bedrängte Unternehmen aus allen Branchen beantragen könnten, die allgemeinen Sozialversicherungsbeiträge bis Mai zu stunden. Dieser Zeitraum erscheint allerdings derzeit etwas knapp bemessen.

Einbindung der Beschäftigten aus der Zeitarbeit

Während also auf politischer bzw. Verbandsebene intensive Bemühungen im Gange sind, geht das Leben für die Beschäftigten in der Zeitarbeit weiter. Genau wie andere nicht direkt zum Stammpersonal gehörende Arbeitskräfte z.B. von Fremdfirmen bei Projekten, müssen sie täglich ihre Aufgaben verrichten, bei denen sie fachlich an die Weisungen des entleihenden Unternehmens gebunden sind. Bezüglich aller betrieblichen Informationen sollten gerade sie in einer Zeit der Krise in die Abläufe eingebunden werden, da sie durch die Unsicherheit über den Fortgang der Arbeit besonders betroffen sind. Daher weisen die Berufsgenossenschaften derzeit speziell auf den § 8 des Arbeitsschutzgesetzes hin. Aus diesem lässt sich ableiten, dass alle externen Betriebe und ihre Mitarbeiter in die Informationsketten bezüglich der betrieblichen Pandemievorsorge bzw. -planung eingebunden sein müssen. Das betrifft sowohl alle Maßnahmen in Bezug auf den notwendigen Infektionsschutz wie alle Änderungen in den Betriebsabläufen. In jedem Betrieb sollten Prozesse vereinbart sein, wie mit Verdachtsfällen oder bestätigten Infektionen innerhalb der Belegschaft zu verfahren ist. Das beginnt mit einer umfassenden Information über alle Vorfälle und schließt klare Verhaltensmaßregeln für die Mitarbeiter mit ein. Jedoch sollten solche Mahnungen der Genossenschaften in vielen Betrieben hoffentlich überflüssig sein. In Umfragen aus jüngster Zeit hatten viele Beschäftigte in der Zeitarbeit über eine gute Akzeptanz und Einbindung in die betrieblichen Rahmenbedingungen berichtet.

Erleichterte Zulassung für die Zeitarbeit

Derweil setzen die Verbände der Zeitarbeit auf weitere Bemühungen, um Beschäftigungsmöglichkeiten für ihre Mitarbeiter zu finden. Trotz eines klaren Rückgangs des Anteils der reinen Hilfskräfte in der Zeitarbeit im Verhältnis zu Fachkräften und Universitätsabsolventen, wird die Krise sich unter den Hilfskräften wohl überproportional auswirken. Daher drängen die Verbände schon länger auf Erleichterungen im Erlaubnisverfahren für die Arbeitnehmerüberlassung. Das zeigt jetzt deutliche Erfolge. So wird aus Baden-Württemberg gemeldet, dass das teils langwierige Erlaubnisverfahren noch in 2020 durch eine einfache Anzeige bei der Bundesagentur für Arbeit ersetzt werden soll. Kontrollen seien jetzt schon ausgesetzt, was praktisch wohl jetzt schon aufs Gleiche hinauslaufen sollte. Während in den Bereichen der Produktion und der Dienstleistung viele Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer aus der Zeitarbeit wegbrechen könnten, steigt der Bedarf im Bereich Ernährung- und Landwirtschaft stark an. Das liegt auch an den Reisebeschränkungen zwischen den Staaten der EU und außerhalb, die das Schengen-Abkommen nicht voll zur Anwendung bringen. Derzeit wird viel berichtet über allein 300.000 fehlende ausländische Arbeitskräfte für den Ernteeinsatz und hier speziell für den Spargel. Doch es ist auch klar, dass selbst noch so engagierte Kräfte aus der Zeitarbeit nicht so leicht die trainierten Mitarbeiter aus Bulgarien und anderen Ländern ersetzen können. Für den Einsatz bei der Spargelernte reicht ein einfaches Anlernen nicht aus, damit das empfindliche Gemüse bei der kräftezehrenden Ernte nicht beschädigt wird.

Starke Kürzungen in Industrie und Dienstleistung

Wie oben schon angedeutet, wird die “Corona-Krise” sich besonders schwer für die Beschäftigten in der Zeitarbeit auswirken. Lufthansa ist bereits von Beginn an heftig von der Krise betroffen. Bei einem Ausfall von mehr als 90% der Inlandsflüge und einem großen Teil der Auslandsflüge muss das Unternehmen jetzt bereits staatliche Hilfe beantragen, um neben der Kurzarbeit überhaupt bestehen bleiben zu können. Die vor wenigen Tagen angekündigte Entlassung von 900 Zeitarbeitnehmern dürfte also nur ein kleiner Teil der jetzt anstehenden Rettungs- und Sparmaßnahmen sein. In vielen Unternehmen und Betrieben ist mit ähnlichen Schritten zu rechnen, je länger die Wirtschaft unter den starken Beschränkungen des öffentlichen Lebens zu leiden hat. Positiv haben sich zwei große Unternehmen geäußert, die jedes für sich schon großen Symbolwert haben. Daimler hat angekündigt, zwar Kurzarbeit in Anspruch nehmen zu müssen, will jedoch keinen Mitarbeiter aus der Zeitarbeit nach Hause schicken. Und weltweit stemmt sich Google gegen den Trend. Die größte Suchmaschine mit einer Unzahl von Rechenzentren und Mitarbeitern beschäftigt Zeitarbeitskräfte im sechsstelligen Bereich. All deren Verträge sollen jetzt verlängert werden. Das ist ein gutes Signal an die Wirtschaft, sicherlich aber auch der starken Zunahme des Gebrauchs des Internets und damit der Suchmaschinen geschuldet sein.

Am heutigen Tag (30.03.) vermeldet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in seinem Arbeitsmarktbarometer extrem starke Rückgänge der Zahlen. Sowohl die Beschäftigungs-Komponente wie die Arbeitslosigkeits-Komponente verzeichnen die größten Einbrüche seit Bestehen der Messungen. Das bedeutet gerade auch für die Unternehmen der Zeitarbeit genau wie für ihre 800.000 Mitarbeiter eine riesige Herausforderung, die nicht so leicht zu stemmen sein wird.

 

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